Im aktuell so geforderten Infektionsschutz haben die Kommunen, d.h. die Landkreise und kreisfreien Städte, eine wesentliche Verantwortung. Der kommunale Öffentliche Gesundheitsdienst (ÖGD) hat aber vielfältige weitere Public-Health-Aufgaben, so ist in praktisch allen Landesgesetzen für den ÖGD etwa auch die Gesundheitsberichterstattung (GBE), teils gekoppelt mit planerischen Aufgaben, verankert. D.h. der ÖGD sieht sich auf gesetzlicher Basis in weit gefasster Verantwortung für die gesundheitliche Lage und Determinanten in der Kommune. Gleichzeitig stellt die Kommune eine administrative und politische Ebene dar, auf der viele gesundheitsrelevante Entscheidungen auch anderer Fachbereiche gefällt werden und dies zu einem erheblichen Teil innerhalb der Kommunalverwaltung, in der auch der ÖGD angesiedelt ist. D.h. der ÖGD ist in einer eigentlich sehr guten Position, um das WHO-Konzept ‚Health in All Policies‘ auf kommunaler Ebene aktiv umzusetzen.

Ein wesentliches Element einer integrierten Perspektive und integrierter Entscheidungen für mehr Gesundheit ist das Assessment, d.h. die Bedarfserhebung (vgl. Public Health Action Cycle). Diese Funktion erfüllt die GBE, die mehr oder weniger auf integriertes Handeln hinwirken bzw. ihrerseits schon integriert angelegt sein kann. Inwieweit dies der Fall ist, hängt nach ersten Analysen kommunaler Gesundheitsberichte u.a. vom gesetzlichen Auftrag, vom Berichtsthema und davon ab, ob es sich um eine ländliche oder städtische Kommune handelt. Im Rahmen des Projekts soll der Frage des Integrationsgrads kommunaler Gesundheitsberichte und der Prädiktoren dieses Grads als Vollerhebung auf Basis einer bundesweiten Berichtsdatenbank nachgegangen werden, die an der RWU vorgehalten und gepflegt wird (GBE-Monitor, SPSS + Citavi). Die Analysen können auf methodischen Vorarbeiten aufbauen. Innerhalb des Projekts kann die Fragestellung spezifiziert bzw. ggf. erweitert werden, ggf. auch inkl. weiterer Erhebungen.

Der kommunale ÖGD ist schon heute der bundesweit zahlenmäßig stärkste Public Health Akteur. Er soll aufgrund der Pandemie-Erfahrung im Rahmen des ‚Pakt für den ÖGD‘ in den kommenden Jahren um insgesamt 5.000 Vollzeitstellen-Äquivalente verstärkt werden. D.h. er kann noch mehr als schon bisher eine Option als späterer Arbeitgeber für GesundheitswissenschaftlerInnen darstellen. Im Rahmen des Projekts erhalten Sie einen Einblick in die Public-Health-Arbeit des kommunalen ÖGD. Sie lernen verschiedene Methoden praxisbezogen anzuwenden. Die Ergebnisse sind darüber hinaus voraussichtlich interessant genug, um sie fachwissenschaftlich zu veröffentlichen.

Die gemeinsamen Aufgaben in Stichworten:

  • …Einarbeitung ins Thema und Spezifizierung der Fragestellung (Sommersemester)
  • …Spezifizierung und Anpassung der Methodik (Sommersemester)
  • …Datenerhebung (Wintersemester)
  • …Gemischt qualitativ-quantitative Auswertung des Materials (Wintersemester)
  • …Aufbereitung und Darstellung der Arbeit in einem Bericht, weiteren Medien oder in    veröffentlichungsreifer Form (Wintersemester)